Motivationsrede an der Generaldelegiertenversammlung der SP Baselland, gehalten am 24. Oktober 2020, es gilt das gesprochene Wort
Geschätzte Genossinnen, geschätzte Genossen, liebe Anwesende
«Miriam, wo liegt deine Motivation dich politisch zu engagieren?» Diese Frage hat mich wohl noch nie so oft erreicht, wie in der Zeit nach Bekanntgabe meiner Kandidatur für das Parteipräsidium der SP Baselland. Und im Grunde reicht ein Wort, um diese Frage zu beantworten, «Gerechtigkeit». Der Wunsch nach einer gerechteren Welt begleitet mich soweit ich zurückdenken kann. Sei es als sehr kleines Mädchen mit riesigem Unverständnis, dass nicht alle Menschen gleich viel zu essen haben wie ich. Sei es in finanziell angespannten Situationen mit dem Einmannbetrieb meiner Eltern, bei dem es immer darum ging, auch in schwierigen Zeiten an die zu denken, denen es noch schlechter geht. Oder sei es als Teenie auf der Strasse gegen die Atomtests von Chirac. Oder in unzähligen Situationen auf kommunaler Ebene, beim Einsatz für eine zeitgemässe Infrastruktur für die Primarschulen und eine Integration aller Menschen in der Gemeinde oder auf kantonaler politischer Ebene, im Kampf für ältere Arbeitnehmende, für Lohnkontrollen nach Geschlecht, für die Anerkennung von LGBTAIQ* Anliegen oder schlicht: Für gerechte Chancen für alle Menschen.
Doch der Wunsch nach Gerechtigkeit und einer gerechteren Welt alleine reicht wohl noch nicht aus, um sich weitreichend politisch engagieren zu wollen. So gründet auch mein Antrieb nicht ausschliesslich darin.
Vielleicht kennt die eine oder der andere von euch diese beiden Büchlein von Stéphane Hessel, «Empört euch!» und »Engagiert euch!». Er- seines Zeichens Widerstandskämpfer und UN- Diplomat- trifft mit diesen Titeln auch meine Gedanken.
Ich bin der festen Überzeugung, dass es Empörung braucht, damit sich in unserer Gesellschaft etwas ändert. Und dass sich etwas ändern muss, das ist angesichts der Nachrichten und Bilder von Menschen und Natur in grösster Not, die uns tagtäglich erreichen, unbestritten. Doch mit Empörung alleine ist es eben noch nicht getan. Es braucht auch Engagement. Engagement auf ganz unterschiedlichen Ebenen.
Angefangen beim Zuhören was die Menschen beschäftigt, beim Äussern der eigenen Haltung, bei der politischen Teilhabe, bei der Beteiligung an Wahlen und Abstimmungen, bei der Mitarbeit in Sektionen, oder bei der Ausübung ganz unterschiedlicher Ämter. Das Engagement beginnt im Kleinen, bei den Menschen und darin war die SP in den vergangenen Jahren stark, bei der Basisarbeit und der Mobilisierung. Und genau daran wollen wir auch anknüpfen.
Die SP Baselland ist heute an einem Punkt, an dem sie als stärkste Partei, mit der stärksten Fraktion und Kathrin Schweizer im Regierungsrat an einem völlig anderen Ort steht, als 2015. Das ist erfreulich und ganz sicher mit ein Erfolg der grossartigen Arbeit die Adil Koller, Samira Marti und Caroline Rietschi geleistet haben, danke für eure Arbeit!
Trotz dieser erfreulichen Ergebnisse politisieren wir im Parlament noch immer aus einer Minderheit heraus. Wir können unseren Gestaltungsanspruch nicht nach unseren Vorstellungen umsetzen. Dies muss sich in den kommenden Jahren unbedingt ändern. Wir sind die Partei, die sich für echte Verbesserungen im Leben der Menschen einsetzt.
Wir kämpfen für ein würdevolles Leben für alle Menschen. Familien können auf uns zählen, wenn es darum geht, sich für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf einzusetzen. Wir stehen exemplarisch für gelebte Gleichstellung und kämpfen immer und überall dafür, dass Menschen unabhängig von ihrem sozialen und wirtschaftlichen Hintergrund, unabhängig von ihrem Geschlecht und ihrer sexuellen Orientierung geschützt sind vor Diskriminierung und dass alle Menschen gerechte Chancen haben.
Ältere Arbeitssuchende können mit uns rechnen, wenn es darum geht sich für bessere Bedingungen für 50+ einzusetzen. Wir kämpfen für eine fortschrittliche Bildungslandschaft und gegen Betonwüsten. Mit uns ist nicht nur zu rechnen, wenn im Parlament Kompromisse geschmiedet werden müssen, wir sind auch die Partei, wenn es darum geht für Referenden und Abstimmungen auf die Strasse zu gehen.
Dieser Einsatz wird unseren volle Aufmerksamkeit und unsere volle Energie verlangen! Und dazu bin ich bereit.
Allerdings möchte ich hier festhalten, dass ich heute nicht alleine kandiere. Ich trete in einem Team an. Und gerade dieser Teamgedanke ist auch die Stärke der SP. Wir sind keine EinzelkämpferInnen, wir haben alle einen klaren Wertekompass der uns leitet und an dem wir uns orientieren.
Nils, Jonas und ich haben schon über ein Jahr lang immer wieder zusammen geredet. Wir haben darüber diskutiert, ob diese Ämter für uns in Frage kommen.
Dieser lange Prozess hat gezeigt: Unsere Kandidatur ist wohlüberlegt und wir wissen heute, dass wir alle eine grosse Bereitschaft mitbringen, unsere Bewegung vorwärts zu bringen. Dass wir bestens zusammen funktionieren und uns mit unseren Fähigkeiten und Fertigkeiten wunderbar ergänzen. Ich schätze mich wahnsinnig glücklich, dass Nils und Jonas mit mir kandidieren und dass sich unser Präsidium so ganz natürlich zusammengefunden hat. Das ist eine riesige Chance.
In den letzten Jahren habe ich immer wieder erwähnt, dass die SP für mich mehr ist, als nur eine Partei. Es ist eine Herzensangelegenheit. Diese Haltung prägt wohl auch unser Präsidium.
Wir sind und waren alle seit Jahren gemeinsam mit euch in dieser Kantonalpartei aktiv. Nun folgt der nächste Schritt. Zusammen mit Nils Jocher und Jonas Eggmann im Vizepräsidium, möchte ich mich in diesem neuen Amt als Parteipräsidentin für eine starke SP und ein fortschrittliches Baselbiet einsetzen.
«Kämpfe für Dinge, die dir wichtig sind, aber kämpfe so, dass sich andere dir anschliessen wollen.» Ruth Bader Ginsburg
Und das wünsche ich mir auch für die kommenden Jahre, dass sich uns noch viele, viele Menschen anschliessen werden. Denn nur so kommen wir userem Ziel- einer gerechteren und ökologischeren Gesellschaft- näher.
Gerne stelle ich mich heute hier zur Wahl für das Präsidium der SP Baselland. Über euer Vertrauen in meine- unsere- Kandidatur und über eure Stimme, damit ich dieses verantwortungsvolle Amt übernehmen kann, freue ich mich!