Heute feiern tausende Menschen den schweizerischen Nationalfeiertag. Im Gründungsmythos der Schweiz heisst es, dass die drei Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden Anfang August 1291 den Bundesbrief unterzeichnet und sich im sogenannten Rütlischwur gegenseitig Unterstützung geschworen haben.
Und gegenseitige Unterstützung, unabdingbare Solidarität, die sollte auch heute noch eine tragende Rolle in unserer Gesellschaft spielen. Dabei geht es nicht wie anno dazumal um den gegenseitigen Schutz vor Gefahren von aussen, «Aussen» gibt es so gar nicht mehr, denn die Schweiz ist keine Insel, sondern ein Teil von Europa.
Viel mehr sollten wir heute doch an die Werte denken und uns auf die Eigenschaften besinnen, die in der heutigen Zeit eine starke Gesellschaft ausmachen. Eine Zeit, in der die Schere zwischen Vermögenden und Armen immer weiter auseinanderklafft, in der gewisse Kreise in der Vielfalt unseres Landes mehr Untergang als Chance sehen, in der die Generationen und Regionen, wie Stadt und Land gegeneinander ausgespielt werden. In solch einer Zeit gilt es, sich noch stärker auf die überlieferten Werte zu besinnen und die gegenseitige Unterstützung und den Zusammenhalt zu fördern. In der Präambel der Bundesverfassung heisst es: «Die Stärke des Volkes bemisst sich am Wohl der Schwachen». Mit den Möglichkeiten in unserem Land haben wir zusammen die Chance, ein tragfähiges soziales Netz für alle zu flechten. Ein Netz, in dem alle Menschen, unabhängig von ihrem Alter und ihrer Herkunft und unabhängig von ihrem wirtschaftlichen und sozialen Hintergrund gerechte Chancen haben können. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Nur gemeinsam können wir Lösungen für grosse Herausforderungen finden. Das heisst nicht alle gegen alle, sondern Schulter an Schulter. Nicht mit Rezepten von gestern, sondern mit Lösungen von heute. Nicht morgen, sondern hier und jetzt. Nicht zögerliches Handeln, sondern mutig und ganzheitlich, nicht allein, sondern zusammen. Oder wie es Alain Berset 2012 gesagt hat: Seien wir stark und solidarisch mit den weniger Starken.
